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Meine lieben Brautpaare. Mein Herz blutet für euch. So lange habt ihr euch auf euren grossen Tag gefreut, Deko designt, den Ablauf geplant, Kleider geshoppt und eure Vorfreude wurde zuerst von Monat zu Monat, danach von Woche zu Woche grösser.
Und dann kam das Coronavirus.
Plötzlich wurden all eure Pläne durcheinandergewirbelt. Bei einigen sogar so sehr, dass ihr Fest aufgrund behördlicher Anordnung nicht mehr im selben Rahmen stattfinden kann. In einem früheren Blogpost habe ich euch schonmal aufgezeigt, was ihr für Optionen für die weitere Planung eurer Hochzeit habt. Egal, ob sie in einen Zeitraum fällt, in dem Anlässe verboten sind, oder ob ihr noch in der Schwebe seid, wie ihr euch entscheiden sollt.
In diesem Post möchte ich auf ein anderes Thema kommen, das mir und weiteren Dienstleistern sehr am Herzen liegt. Und zwar die Option der Verschiebung und was das für uns bedeutet. Ihr helft uns allen schon sehr, wenn ihr verschiebt statt absagt. Doch auch da gibt es bessere und schlechtere Lösungen, zumindest aus der Sicht der Dienstleister.
Natürlich, euer Hochzeitstag ist ein besonderer Tag in eurem Leben - und das soll und wird er auch bleiben! Die Entscheidung, wie ihr fortfahren möchtet, ist sicherlich keine leichte und es gilt nicht nur, ein neues Datum zu finden, sondern auch Dienstleister und Location zu koordinieren, neue Einladungen zu verschicken und und und. Das kann überwältigend sein. Und weil man selten an alles denken kann, möchte ich euch hier einen Gedankenanstoss geben.
Verschiebung ist nicht gleich Verschiebung
Viele eurer Dienstleister sind Kleinunternehmer. Einzelne machen es im Nebenberuf, bei anderen stehen ganze Existenzen dahinter. Gewisse haben Angestellte, deren Löhne sie zahlen müssen, wiederum andere sind Alleinunternehmer und sehen nun, wie ihr (Privat-)Vermögen von Tag zu Tag schrumpft. Diese Krise ist eine Herausforderung für uns alle. Besonders aber für jene, deren Job sehr von der Event- und in diesem Falle Hochzeitsbranche abhängt. Hier stehen effektiv Existenzen auf dem Spiel. Jede abgesagte Hochzeit 2020 bedeutet für uns Dienstleister eine Einbusse von mehreren hundert bis zu mehreren tausend Franken. Das ist Geld, das fehlt. Geld, das nicht auf andere Art eingebracht werden kann, weil wir nunmal momentan nicht arbeiten dürfen.
Jetzt sagt ihr: “Wenn wir nun ein neues Datum finden, dann kriegst du doch das Geld?” Klar, damit habt ihr Recht. Wir kriegen die Einnahme, die wir sonst jetzt gemacht hätten, zu einem späteren Zeitpunkt. Allerdings - und das ist der springende Punkt - hätten wir möglicherweise an diesem Datum einen neuen Auftrag erhalten. Und damit das doppelte verdient. Also gleicht eine Verschiebung auf einen Samstag in der Hochsaison einem Verlust. Deshalb ist eine Verschiebung nicht gleich Verschiebung.
Eine kleine Rechnung
Als Hochzeitsdienstleister sind unsere Tage, an denen wir Aufträge annehmen können bzw. an denen Aufträge angefragt werden, beschränkt. Gehen wir von einer Hochsaison von Mai-September aus. Das sind 21 Wochen. Da die meisten Hochzeiten an einem Samstag stattfinden, sind es somit 21 Tage, an denen wir gebucht werden und arbeiten können. Wenn wir Glück haben, planen einzelne Paare ihren Hochzeitstag an einem Freitag. Erfahrungsgemäss trifft das auf weniger als einen Viertel der Paare zu; wir rechnen hier einfachheitshalber doch mit einem ganzen Drittel. Dann kommen 7 Freitage hinzu, an denen wir Hochzeiten begleiten können. Macht also 28 Tage. Das sind 28 Tage pro Jahr (!), an denen wir Einnahmen durch (längere) Hochzeiten generieren können. Diese 28 Tage können die meisten eurer Dienstleister jedes Jahr aufs Neue verbuchen.
Wo ist also das Problem?
Verschiebt ihr nun also von einem Samstag 2020 auf einen Samstag 2021, verfällt einer dieser 28 Tage. Handhaben es nur weitere 10-12 der 2020er-Paare so, bricht unser Einkommen plötzlich um die Hälfte ein, weil wir von den ursprünglichen 28 Tagen nur noch 14 an neue Kunden vergeben können. Wir werden vermutlich auch die Freitage und die Nebensaison nur in einem ähnlichen Rahmen wie die Jahre zuvor füllen können und so klafft plötzlich ein grosses Loch in unserer Kasse, das wir unmöglich füllen können. Deshalb sind wir als Dienstleister wirklich auf eure Hilfe angewiesen - und da rede ich nicht nur von mir als Fotografin, sondern auch für die Trauredner, die Musiker, die Tortenbäcker, Visagisten, DJs, Floristen und und und.
Was könnt ihr tun?
Ganz einfach: Fasst für euer neues Datum doch einen Tag von Sonntag-Freitag ins Auge. Das kann beispielsweise ein Feiertag sein oder der Tag vor einem Feiertag. Ich durfte auch schon eine Hochzeit an einem Montag begleiten, weil die vom Paar gewünschte Location nur dann frei war. Am nächsten Tag war der 1. Mai und so konnten doch alle Party machen bis in die frühen Morgenstunden. Selbst wenn eure Gäste dafür einen Nachmittag oder ganzen Tag frei nehmen müssen, bin ich überzeugt, dass sie dies sehr gerne für euch tun.
Ebenso könntet ihr aus eurer geplanten Sommerparty ein gemütliches Herbstfest oder gar eine magische Winterhochzeit machen! Heiratet ihr ausserhalb der Saison von Mai-September, sind viele Dienstleister auch an einem Samstag noch frei. Damit steigert ihr übrigens auch eure Chancen darauf, dass all eure Dienstleister Zeit haben!
Natürlich steht euch frei, trotzdem auf einen Samstag in der Hochsaison zu verschieben. Wie auch andere Dienstleister werde ich es allerdings so handhaben müssen, dass ich in diesem Falle eine erneute Terminreservations- bzw. Buchungsgebühr verlange.
Denkt daran: Möglicherweise könnt ihr mit der kleinen Entscheidung, auf einen Wochentag oder einen Tag am Rande der Saison zu verschieben sogar die Existenz eines eurer Dienstleister sichern! Und wäre das nicht etwas wunderschön Positives inmitten dieser schwierigen Zeit?
Ich hoffe, euch mit diesem Post einige Anregungen mitgegeben zu haben und möchte mich im Namen aller Dienstleister schon jetzt dafür bedanken, dass ihr euch zu diesem Thema Gedanken macht.